Gedenkveranstaltung vom 16.05.2020 zur Deportation Kieler Sinti und Roma
Vor 80 Jahren, am 16.05.1940 wurden Sinti und Roma ohne Ausnahme in Kiel verhaftet und nach Hamburg im Fruchtschuppen C im Hafengebiet Hamburg eingesperrt. Der Lagerschuppen füllte sich mit weiteren Verhafteten aus ganz Schleswig-Holstein und Hamburg. Am 20.05.1940 erfolgte die Deportation in das Vernichtungslager Belzec bei Lublin. Der menschenverachtende Wahnsinn der Nazis ließ kein Platz für ein Überleben. Es war für viele eine Reise in den tausendfachen Tod. Unzählige Menschen starben an Entkräftung, Hunger und Krankheit. Die meisten wurden vergast, durch schwerste Arbeit zu Tode gequält, erlitten unerträgliche Qualen durch Zwangssterilisationen oder Missbrauch bei Menschenversuchen.
Unbeschreiblich sind die Demütigungen im Detail, das Leid und der grausame Tod den Sinti und Roma erleiden mussten. Unfassbar ist dieses Verbrechen. Ein Zivilisationsbruch, der für alle Zeit mahnt: Seid wachsam! Seid entschlossen! Gebt menschenverachtendem Gedankengut, Hass und Gewalt keinen Platz!
Denn es waren nicht allein die Erlasse, die dieses Verbrechen möglich machten. Es war auch nicht nur der Wahnsinn eines Einzelnen, sondern eine Gesellschaft, in der seit Jahrhunderten Rassismus und antiziganistische Vorurteile gegen Sinti und Roma tief verwurzelt waren. Eine Gesellschaft, in der Menschen wegschauten, mitmachten, mit hassten. Rund eine halbe Million Sinti und Roma verloren unter dem nationalsozialistischen Wüten ihr Leben.
Und nun ein letzter Satz: Ich bin sicher, ein Körper hält mehr aus als die Seele. An der Seele sind wir Überlebenden, wie auch die nächsten Nachkommen verletzt. Die Narben schmerzen ein Leben lang. Wer kann es verstehen? Man redet und redet und ist doch ALLEIN mit seinen Erinnerungen.